Der Fahrer marschiert in blütenweißer Dishdasha in die Hotellobby und stellt sich als Waheed vor. Waheed kommt aus Pakistan, und, ach, was für ein Zufall, seine Freundin ist auch Deutsche, und, nee, was für ein noch größerer Zufall, er hat sie kennen gelernt, als er sie ausgerechnet in dem Hotel abholte, in dem er mich gerade abholt. „Nicolli“, sagt Waheed, „kommt aus Berlin. Du auch?“ Er spricht das „E“ mit, englisch natürlich, tippt dann während der Fahrt auf seinem braunen Blackberry herum und zeigt mir eine deutsche Handynummer. Von Nicole Irgendwasmann aus Berlin. „Ahja“, sage ich und denke mir: „Na, das kann ja heiter werden.“
Waheed ist derjenige, der mich ich die Wüste kutschieren soll. Gebucht ist eine Dune-Bashing-Tour, diese merkwürdige Fahrt mit dem Allradjeep die Sanddünen hoch und wieder runter. Das Ganze nehme ich nur deshalb mit schlechtem Umweltgewissen in Kauf, weil es der einzige Weg zur Inland Sea ist, jenem Ort, in Katar, an dem das Meer die Wüste küsst. Den will ich sehen, und dorthin geht es in kotztütenrelevanter Fahrt die Dünen hoch und in den absurdesten Winkeln wieder runter. Waheed findet es super, wenn ich erschreckt aufkreische, und auf der Rückbank sitzt ein Mann aus Sri Lanka, der irgendein Bekannter und auch noch nie über Dünen gebrettert ist und mehr Sorgen hat als ich, aber ziemlich still ist dabei.
Kurz: Das Dünengehopse ist verzichtbar, schön indes die Stelle, um die es geht. In der nicht allzu weiten Ferne ist die felsige Küste Saudi Arabiens zu sehen.
Auf katarischer Seite pustet ein starker Wind, der mich Angst um das Kameraobjektiv haben und die Grenze zwischen Wüste und Meer dank Milliarden fliegender Sandkörner verschwimmen lässt. Die Wüste ist beige in Katar, nicht rötlich oder gelblich, sondern von einer Farbe wie die Dünen an der Nordsee sie haben. Das Meer schmiegt sich an die Sandformationen und sagt: „Guck mal, da bin ich wieder. Und ich hab die Wüste mitgebracht, uns Zwei magste ja.“ Es flüstert, aber immerhin.