Ich bin kein Backpacker. Die einzigen Momente, in denen ich etwas Aufdenrückengeschnalltes mit Würde zulasse, erlebe ich unterwasser, und dann ist eine Pressluftflasche beteiligt und nicht irgendetwas mit praktischer Regenhaube und hüftschonenden Gurten, das Begriffe wie „Explorer“, „Outdoor“ oder „Terra“ im Produktnamen trägt.
In allen anderen Lebenssituationen wird getragen oder gerollt. Damit habe ich in vielen Regionen dieser Erde gleich ein Alleinstellungsmerkmal. Auf Koh Tao, dem thailändischen Rucksackreisenden-Paradies Nummer eins, war ich die einzige Person, die einen Rollkoffer vom Boot wuchtete, der im leeren Zustand mehr kostete als vier Wochen Unterkunft auf der Insel. Man wird ein bisschen komisch angeguckt in solchen Situationen. Rollkoffer-Lenker scheinen den immer Toleranz suggerierenden Backpackern suspekt zu sein. Als zöge man eine völkervernichtungstaugliche Menge Plutonium, hübsch verpackt in Hartschale, hinter sich her. Oder ein Handtuch-Arsenal, mit dem man frühmorgendlich Poolliegen zu reservieren gedenkt. Im Backpacker-Universum hat das Böse zwei bis vier Rollen und einen ausziehbaren Griff.
Ich rolle trotzdem weiter und zähle mich auch nicht zu Backpackern, zumal das Nächtigen in überhitzten Schlafsälen auch nicht gerade das ist, was ich für eine gelungene Reiseerfahrung halte. Ich habe gerne ein eigenes Zimmer. Mit eigenem Bad. Und warmem Wasser. Jawoll.
Nicht, dass ich hier falsch verstanden werde: Ich habe rein gar nichts gegen Backpacker; und würde deren Hey-ho-lass-uns-leben-oder-ganz-chillig-am-Strand-kiffen-und-nebenbei-noch-den-schmutzigen-Einheimischenkindern-zeigen-wie-man-eine-Solaranlage-baut-und-danach-dieses-Tanktop-kaufen-das-hier-alle-tragen-und-das-so-individuell-ist-und-das-sicher-die-Einheimischenkinder-die-jetzt-Solarstrom-haben-genäht-haben-Ausstrahlung noch in meinen Rollkoffer passen – ich würde sie einpacken. Leider ist zwischen Macbook-Ladekabel und dem neuen Schlafsack-Inlett kein Platz mehr.
Womit wir endlich beim Thema wären: Von den Backpackern abgeguckt, besitze ich nun einen knatschblauen Innenschlafsack. Mein mikrofasriger Schutzwall gegen die Bettwanzen-Armeen, vor denen ich gewarnt wurde. In siffigen Hostelbetten schlummert es sich entspannter, wenn das mögliche Matratzengetier am Körperkontakt gehindert wird. Habe ich mir sagen lassen, und das wird nun getestet. In einigen bisherigen Hotelbetten, etwa in Katar oder in Malaysia, wäre mir dieser Sicherheitskokon angesichts diverser Fremdhaare auf dem Laken – ich möchte immer noch glauben, dass es durch allzu schwungvolles Aufschütteln der Kissen ausgefallene Armhaare des Zimmerjungen gewesen sind – sehr willkommen gewesen. Hatte ich damals aber nicht dabei.
Der nächste Trip geht in die Karibik, Mexiko. Drogenbanden oder Tequilarausch sollen dort nicht die eigentliche Gefahr für Reisende darstellen, sondern Bed Bugs. Das Probeliegen im Wohnzimmer hat ergeben: immerhin etwas Beinfreiheit (80 Zentimeter breit). Nichts ist schlimmer, als sich in einen Mumiensack zu quälen, der sich beim nächtlichen Gezucke der unteren Extremitäten um selbige wickelt und sie ratzfatz bis zur Bewegungsunfähigkeit festzurrt. Der 260 Gramm leichte Schlafsack ist zudem lang (2,15 Meter) und hat eine Art Kopfkissenhalterung. Falls die Bed Bugs/Armhaare dort lauern und nicht auf Wadenhöhe.
Ich werde also berichten, ob ich mich der größten Gefahr für Mittelamerikareisende erwehren konnte und ob mich das Schlafsacknutzen emotional irgendwie näher ans Backpacking gebracht hat. Sollten keine Texte folgen, waren vielleicht doch nicht die Bed Bugs das Problem.
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