Singapur macht es einem wirklich leicht, diese Stadt zu mögen. Und das liegt nicht daran, dass mir vermutlich aktuell jede Stadt größer als Bensersiel gefallen würde.
Singapur ist eine gemütliche Großstadt; eine übersichtliche Metropole, in der man fast alles erlaufen kann. Aktuell fährt der Stadtstaat, der jetzt seinen 49. Geburtstag feiert, alles auf, was er zu bieten hat und womit man mich emotional sowieso direkt in der Tasche hat: gemeinschaftliches Singen, pompöse Musik, Feuerwerk, Nationalstolz – das gesamte Paket, das bei mir einen Gänsehaut-Losheul-Effekt auslöst.
Zur National Day Parade flogen Kampfhubschrauber die Singapur-Flagge über Marina Bay.
Dann folgten fünf Jets, die sehr tief über die City düsten, es gab Farbpulver in der Luft, Kanonenschüsse, natürlich ein Feuerwerk, irgendwelche wichtigen Personen marschierten vor 27.000 Zuschauern auf, die Marine durfte in Schnellbooten durch die Marina hetzen und dabei ernsthaft rumballern, und Kinder (sofern sie nicht wegen des Kampfjets-Krachs panisch heulten) wie Erwachsene sangen fröhlich die Hymne („One people, one nation, one Singapore“) mit.
Es hatte etwas so stolz-friedlich-fröhliches, dass ich spätestens beim Feuerwerk mit Tränen hätte löschen können, wenn da pyrotechnisch etwas schiefgegangen wäre. Wobei in Singapur, diesem stadtgewordenen Perfektionismus, vermutlich nie etwas schiefgehen würde.
Die Stadt ist toll, wirklich. Es gibt viel zu entdecken, zum Beispiel die beleuchteten Bäume in den gardens by the bay, die kitschig-glitzern und trotzdem irgendwie schön sind. Oder die Lichter der Stadt, die so großstädtisch und doch so überschaubar ist und deren Bewohner freundlich sind und sehr ungestresst wirken, auch wenn es in der U-Bahn voll (und eiskalt) ist. Was Singapur besonders macht: Man fühlt sich direkt, als gehöre man da hin oder zumindest dazu. Obwohl man Tourist ist und den Stadtplan in der Tasche hat, aber schon nach einem Tag die Wege kennt und weiß, welche Bahnlinienfarbe für welche Richtung zu nehmen ist.
Der einzige Ort, an dem ich bisher wirklich orientierungslos war, war der Abercrombie&Fitch-Store auf der Orchard Road. Der Laden ist stockduster und in winzige Räume verschachtelt. Ich musste ernsthaft fragen, wie ich da wieder rauskomme. Die Sache mit dem Shoppen habe ich anschließend vorsichtshalber abgehakt. Draußen rumlaufen und Menschen angucken, scheint mir die sicherere Variante zu sein.
Wer auch immer die Gelegenheit hat, schaue sich Singapur an. Es lohnt sich.