Das Meer wird grau, wenn es böse ist. Wenn die Wellen rumpeln und krachen und das Boot herumschleudern, dann ist es dunkler als sonst. Das Blau der Tiefe weicht dem Grau der Kraft. Auf den großen Wellenwogen bilden sich winzige kleine Wellen, die das Meer noch unruhiger aussehen lassen, als es ohnehin schon ist, und die in den großen Wellen verschwimmen, mitgerissen von der Masse.
Die Gischt spritzt hoch bis auf das Sonnendeck des Bootes, das knappe drei Meter über dem Meer ist. Wer darauf sitzt, ist gefangen: Die Stiege nach unten ist zu schmal, als dass sie bei Wellengang zu bewältigen wäre. Oben keilt man sich wie ein Frogfish zwischen Korallen fest: Mit Armen und Beinen möglichst viel Raum einnehmen, um das Herumkugeln zu verhindern. Die Reling ist maximal 20 Zentimeter hoch und somit eher nicht existent. Wer nicht aufpasst, fliegt ins Meer, in die grauen Wellen. Und er weiß: Die würden ihn verschlucken.
Mit aller Macht will das Meer zeigen, dass es stärker ist als alle, die es nutzen. Dabei braucht es das nicht, denn auch wenn die blauen, die freundlichen, Wellenberge das Boot tragen und es schaukeln, weiß man um die Kraft, die aus der Tiefe kommt. Die grauen Wellen aber, die bäumen sich auf und dringen in das Boot ein als wollten sie testen, wie viel Wasser ein Holzkahn vertragen kann.
Angst macht er nie, der Ozean, selbst wenn er spuckt und schubst und wütet. Er lässt demütig werden und er beeindruckt zugleich, mit seinem Blau und Grau und Krachen und Streicheln und Tosen und Gluckern und Rumpeln. Es ist diese einzigartige Meeres-Magie, die trotz Wind und Wellen Ruhe ins Herz zaubert und ganz tief atmen lässt. Es sind Momente der Naturgewalt und des Glücks zugleich. Es wird nichts passieren in diesen Wellen, ob sie nun grauwütend oder blauschaukelnd sind. Das Meer ist da und fängt auf.