Und dann kommt da von unten dieses tiefe Blau, es ist schwer und ruft nach einem. Das Gefühl, in welcher Tiefe man sich befindet, verschwindet mit jedem Meter, den man nach unten sackt. Man will mehr, man will tiefer, man will da runter, weil der dunkle Meeresschlund, der sich da auftut, doch irgendwo zuende sein muss. Noch ein bisschen weiter, bis es ganz dunkel wird. Richtig dunkel wird es aber nicht, das ist das Fatale: Das Umgebungslicht bleibt gefühlt gleich, was das unterliegende Tiefblaue noch anziehender macht. Es ruft, das Dunkel. Laut. Der Blick auf den Computer sagt dem Kopf irgendwann: hoch, aber sofort. Noch ein letzter Blick nach unten. Dann geht es zurück.
Der Aufstieg ist mühsamer als bei einem Dreitausender. Meter für Meter schwebt man langsamst nach oben, an der Steilwand entlang, die einem beim Abtauchen nicht als derart stark abfallend aufgefallen ist, weil man nirgendwohin gestarrt hat außer nach unten, zum Dunklen.
Der Blick nach oben ist der auf ein Massiv aus grauem Gestein; die Tiefe hat die Farben geschluckt, es gibt nur wenig Bewuchs. Was, wenn man es jetzt nicht mehr schafft und der Magnet der Tiefe, der immer noch zu spüren ist, stärker ist? Das Herz fängt wild an zu klopfen, was es in der Ruhe des Unten nicht tat. Das Oben ist nicht zu sehen. Runter ging es schneller, wie immer im Leben. Der Weg erscheint endlos, es dauert gefühlte Stunden, bis wieder mehr Korallen und Pflanzen zu sehen sind, bis die Sonnenstrahlen durchblitzen und das Meer glitzert und wackelt; bis es Leben in sich trägt und nicht mehr wie eine statische schwere Masse scheint, die nach einem ruft.