Ich habe Post bekommen, mit 200 johlenden Frauen einen Stripper-Film geguckt, den ich mir in Deutschland nie angesehen hätte, und im Meer eine Pistole gefunden. Das Leben auf einer Insel in der Karibik ist irgendwie anders.
Zunächst: Beim Exploration-Dive, der zu bislang nicht ergründeten Tauchgebieten führte, entdeckte das Buddyteam eine Pistole. Unter Wasser versteht sich, in einem für Taucher normalerweise nicht zugänglichen Gebiet. Wir waren dort, um mal etwas anderes zu sehen. Schnorchelten sehr lange hin, erkundeten eine hübsche Höhle, die an Tauchgründe im Mittelmeer erinnerte, und starrten auf eine Waffe.
Na so was. Das Kopfkino brache mörderische Szenarien hervor, man dachte an die Flughafen-Schießerei vor einem Jahr und an wilde Überfälle. Ich muss leider an dieser Stelle alle enttäuschen, die mit einer Auflösung gerechnet haben: Wir wissen nicht weiter über das Vorleben der Pistole. Das Kopfkino darf noch ein bisschen flimmern.
Kino ist generell ein gutes Stichwort, über das es ein bisschen zu plaudern gibt. Die Zivilisation, in diesem Falle in Gestalt vom kreuzfahrttouristenüberschwemmten Willemstad, lockte mit Kino. Es ist vermutlich so, dass man in warmen Ländern nur ins Kino geht, wenn man dort für etwas längere Zeit lebt. Ansonsten würde man seine Abende ja nicht freiwillig in einem schlecht belüfteten Kühlschrank verbringen. Es war aber dringend nötig, mal etwas anderes zu sehen, und da das andere aufgrund hartnäckiger Überredungskunst der Mitbewohnerin vor allem Oberarm- und Bauchmuskeln waren, ging man gerne mit. Und so verbrachte man einen großartigen Abend im Kino, leicht zitternd und vor allem zu leicht für die Sitze. Die nämlich scheinen ausschließlich auf karibische Gewichtsklassen ausgelegt zu sein. Menschen unter 90 Kilo klappen mitsamt der Sitzfläche nach hinten ein, wenn sie darauf Platz nehmen, und haben den gesamten Abend über damit zu kämpfen, nicht wie ein Klappmesser zu sitzen. Das Ganze hat den positiven Nebeneffekt, dass es die eigenen Bauchmuskeln trainiert, was auch recht passend ist, denn um selbige ging es an dem Abend schließlich, wenn auch nicht um die eigenen.
Man schaute „Magic Mike XXL“. Und wurde überraschend gut unterhalten. Ein Film, der genauso wenig platt ist wie die Hintern der Damen, die mit im Kino saßen und die Sitze wie vorgesehen ohne Mühe runterdrücken konnten. Sie hatten einen Heidenspaß, johlten und klatschten und kreischten – immer passend zu den Ereignissen auf der Leinwand.
Kurz: Der Film fand vor allem im Saal statt. In Deutschland wäre das Ganze nur halb zu lustig geworden. Der einzige Mann im Kino schlief allerdings nach einer halben Stunde ein.
Und dann gab es eine tolle Überraschung: Ich habe Post bekommen! Auf die Insel! Mit Geschenk! Losgeschickt aus Wuppertal von zwei Menschen, die ich einen Monat zuvor zwei Wochen lang um mich hatte. Die beiden sendeten einen Reiseführer für die für mich kommende Station: Mexiko.
Ich war wirklich gerührt und fassungslos. Im besten Sinne. Danke.