Die curaçaosche Architekturkunst ist ein Quell der Freude. Im neuen Haus, das aufgrund der Standunsicherheit des alten bezogen wurde, haben die Entwickler die tolle Idee gehabt, die Fenster nach außen öffnen zu lassen. Das ist besonders schön, wenn man sie zwar schließen und die Griffe nach unten drücken kann, sich die Fenster aber dennoch von außen aufziehen lassen. Irgendetwas scheint da schief gegangen zu sein. So genau kommt das halt nicht in der Karibik.
Der Vermieter wunderte sich nach der Beschwerde und machte ein abgebrochenes Metallteil für den Mangel verantwortlich. Dass das Öffnen aber auch an Fenstern mit unabgebrochenem Metallteil funktioniert, konnte er sich dann auch nicht erklären. Umso begeisterterter lachte er über das von mir entwickelte Sicherheitskonzept. Ich verknote einen Bindfaden um die Griffe, so dass die Fenster nicht aufzuziehen sind. Nachts, wenn man ein bisschen Luft braucht, funktioniert das Ganze auch. Allerdings wäre jeder Einbrecher oder mutmaßliche Vergewaltiger, der eine Schere oder ein Taschenmesser bei sich hat, in der Lage, mein Hochsicherheitsfenster trotz des roten Bindfadens zu öffnen. Es würde schon reichen, wenn er nur einen Knoten löste. „Very safe“, sagte der Vermieter und grinste. Fand das Ganze aber dennoch ganz tricky, irgendwie.
Also wurde das Konzept meinerseits erweitert: Fenster, die gar nicht geöffnet werden sollen, sind nun mit Kabelbinder festgezurrt. Was bitte wäre ein Leben ohne Kabelbinder?
Fenster, die nachts geöffnet werden sollen, sind mit einer formschönen Metallkette aus dem Baumarkt und zwei Mini-Vorhängeschlössern verbarrikadiert. Zwar müssten Einbrecher dabei nur von außen durchgreifen und die Griffe runterbiegen und schon fiele die Kette ab. Aber das dann ja immerhin mit Getöse, so dass ich mich des Einbruchs/der Vergewaltigung erwehren könnte, indem ich Mückenspray in den Raum sprühte. Ich finde meine Sicherheitsvorrichtungen super.
Generell ist das mit dem Bauhandwerk hier so eine Sache. Die zwei Helfer, die zum Herdtragen kamen, sollten selbigen auch anschließen. Wir reden hier nicht von etwas Hochkompliziertem, sondern von einem Gasherd, der per Schlauch an einer Gasflasche hängt, die außerhalb des Hauses steht. Wie beim Camping. Dazu muss ein Loch in die Wand gebohrt werden, für den Schlauch. Nun war aber der Bohrer zu kurz, man einigte sich nach langer Diskussion darauf, dass man mit dem zu kurzen Bohrer eben von außen und von innen die Wand anbohren müsse, um sich dann im Idealfall in der Mitte zu treffen. Das Wie allerdings konnten sich die Herren nicht erklären. Also nahm ich in Ermangelung eines Messgeräts eine kaputte Bodenfliese, hielt sie in der Flucht des Fensterholms einmal von außen und einmal von innen an die Wand, markierte das Ganze und erklärte, dort solle man nun bohren. Schweigen. Noch mehr Schweigen. Dann bohrte man trotz offensichtlicher Zweifel, und siehe da: Es entstand ein Loch, durchgängig. Die beiden Helfer waren schwerst beeindruckt ob meines unfassbaren Handwerkerwissens. „You are an expert“, stellte Helfer eins anerkennend fest. Dann kletterte er über den Gartenzaun aufs Grundstück der Nachbarn, klaute ein Stück vom Tamarindenbaum und kaute darauf herum.
Nun gibt es also einen Herd im neuen Haus, aber kein Wasser. Das wurde abgestellt, weil der Vermieter versäumt hat, die Rechnung zu zahlen. Zum Duschen klettert man also über den Gartenzaun ins abbruchreife Nebenhaus. To be continued.