Hätte ich ein den Umständen entsprechendes Auto und kein umweltproblematisierendes Gewissen, so würde ich tagein, tagaus über Dänemarks Strände rasen. Es macht Spaß, ist aber aus den beiden genannten Aspekten ein bisschen fragwürdig, um nicht blödwortspielend zu sagen: dänlich.
Mir war nicht klar, dass es in Dänemark erlaubt ist, mit einem Auto jedweder Bereifung und Antriebsart auf den Strand bis zum Meer vorzufahren. Das klingt fürchterlich bequem, ist aber nötig, denn das Meer ist an einigen Stränden nicht mal schemenhaft in der Ferne auszumachen, wenn man sich über die Dünen gearbeitet hat (natürlich auf asphaltierter Straße). Und das nicht nur bei Ebbe, es ist halt einfach immer weit, weit weg, das Meer.
Auf Rømø zum Bespiel, einer mit einer Straße mit dem Festland verbundenen Insel, sind es am Sønderstrand locker zwei Kilometer zwischen Dünenende und Meeresbeginn. Und so standen wir am Ende der Asphaltstraße, starrten auf eine sandstaubumwehte wüstenartige Fläche in die Richtung, in der wir das Meer vermuteten, und ahnten, dass es ein langer Weg sein würde, dort hinzumarschieren. Vor allem bei wildem Sandstaubgewehe.
Man kann auf den Sand fahren, nicht schneller als 30 Stundenkilometer bitte, so mahnt ein Schild am Strandeingang, und es fühlt sich an wie auf Schnee – zumindest dann, wenn man wieder nicht aufgepasst hat und in eine Art Sandverwehung gefahren ist, statt streng auf hartem Boden zu bleiben. Der allerdings auch schwierig sichtbar ist, weil Sandstaubböen die Sicht vernebeln. Am Meer holen die coolen Leute ihre Kites aus den VW-Bussen, die anderen bleiben vorsichtshalber im Auto sitzen, weil der Sandstaubwind wirklich fies peitscht, in Augen und Auto fliegt und enorm kalt ist an diesem Junitag. Zudem ist man sich nicht so sicher, ob der Kleinwagen nach einer Stunde des Alleinlassens nicht vielleicht in einer Wanderdüne versunken und am sønderbaren Sønderstrand auf ewig verschwunden sein wird.
Wenn man mich fragt, wo ich war in der vergangenen Woche, dann sage ich „in Dänemark“.
Ich sage das mit einem Singsang in der Stimme, anders geht es nicht, weil ich dieses „in Dänemark“ aus dem „Liebeslied“ der Beginner (Minute 1:24) im Ohr habe und ich „in Dänemark“ einfach nicht mehr seriös aussprechen kann. Es ist wirklich schön „in Dänemark“. Kann man mal machen, wenn die Meeressehnsucht groß ist. Oder wenn man sich ein richtig lässiges strandtaugliches Auto besorgt und das mal testen will. Bei Tempo 30, versteht sich. Wir sind ja „in Dänemark“.