Heute ist Nyepi – das balinesische Neujahr. Das Konzept dazu ist ein sehr niedliches: Am Abend vorher wird Ogoh Ogoh gefeiert. Dazu trägt man lustig lachend und bestens gelaunt äußerst schäbige Figuren durch die Straßen. Ich fühlte mich sehr an Karneval in Halloweengestalt erinnert – gar nicht so schlecht also.
Diesem Dämon fiel bei der Parade der linke Arm ab. Wurde mal kurz mit Tuch getaped. Foto: cku
Diese Figuren werden für den Außenstehenden recht sinnfrei erst die Straße runter und dann wieder hoch getragen, und zwar von verschiedenen Stellen. Ist irgendwo ein Tempel in der Nähe, startet dort ein Umzug. Dann setzt sich das gesammelte Paradenvolk irgendwann mitten auf die einzige Straße, die es hier gibt; alles und jeder wird gesegnet, und am Ende werden die Pappkameraden verbrannt. Wie beim Hoppeditz, das Konzept ist Karnevalisten ja bestens bekannt. Allerdings lungert man dabei ja selten mitten auf der Straße herum – was bedeutet, dass wirklich keiner mehr durchkommt. Statt vier Stunden dauert die Fahrt zum Flughafen an einem solchen Tag dann gerne auch mal zwölf.
Nein, kein Hakenkreuz als Kettenanhänger. Es ist eine Swastika, ein traditionelles Symbol. Foto: cku
Natürlich macht der Balinese an sich das ganze Theater mit Hintergrund: So sollen die Dämonen von der Insel vertrieben werden. Damit die Dämonen aber auch wirklich weg bleiben, stellt sich ganz Bali am nächsten Tag tot: Es darf kein Licht angemacht werden, Kochen ist verboten, Auto- und Mopedfahren auch, man darf nicht mal auf die Straße gehen. Sogar der Flughafen ist komplett geschlossen. Die Dämonen, denen man hier offenbar ziemliche Trotteligkeit unterstellt, sollen denken: „Och, guck, auf der Insel wohnt ja keiner.“ Und dann eben auf ewig fernbleiben – oder zumindest bis zum nächsten Nyepi.
Unsere Security, gefragt, ob sie den bitte auch das Licht ausmachen möge am für Hindus wirklich wichtigen Nyepi-Tag, druckste indes ein wenig herum. Nöö, so nötig sei das doch nicht, hieß es, das bisschen Licht, das die drei Männer haben, das störe doch keinen. Es wurde weiter herumgedruckst, bis man zugab: So ganz im Dunkeln, da habe man ja doch ein bisschen Angst. Wenn das die Dämonen wüssten!