Das Tolle am Unterwegssein ist, dass man ganz beeindruckende Menschen kennen lernt. Betty und Gerard zum Beispiel. Das niederländische Paar stand eines Tages im Resort und wollte wissen, ob es in der Nacht mit seinem Camper auf dem Gelände bleiben kann. Also Auto angeguckt, für parktauglich befunden, und mit den Besitzern ins Gespräch gekommen. Die Beiden reisen seit Jahren durch die Welt, lassen sich ihren Landcruiser per Schiff in das Land senden, in das sie gerade wollen (es gibt nur einen groben Plan im Kopf), und fliegen oder fahren dann hinterher. Sie sind Jahrgang 1946 und 1948, um das mal zu erwähnen. Mitten durch die Wüste alleine? Kein Problem für sie.
Neugierig geworden, ließen wir uns also das Auto zeigen. Umgebaut nach den Wünschen von Betty und Gerard, mit Lufttank in der hochklappbaren Stoßstange, um nach Wüstendurchquerungen, bei denen man Luft aus den Reifen lassen muss, selbige wieder aufpumpen zu können im Niemandsland. Gerard zog sogar Beispielmaterialstücke aus dem Wagen, um uns zu zeigen, woraus die Wände bestehen. Das Ganze wurde nahezu skurril, als er noch ein Fotobuch hervorkramte, in dem nichts anderes hinterlegt war als der Landcruiser: Vor Dünen, auf Dünen, vor Städten, auf Fähren, vor Menschen. Eine Setcard für ein Auto. Das muss Begeisterung sein. Als Betty dann auf Englisch berichtete, „she“ sei great, unterbrach ich kurz: „Did you just say she – your car is female?“ Betty grinste. Na klar sei sie das, die Grand Old Lady. Stark und zuverlässig. Ne Frau halt.
Solche Menschen sind es, die spannend sind und Vorbild zugleich. Die jahrelang gearbeitet haben, um dann zu erkennen: Nö, das war noch nicht alles im Leben. Und vor allem, dann den Mut zu haben, auch wirklich die Konsequenzen zu ziehen, trotz vier Kindern und 14 Enkelkindern (die alle drei Monate in den Niederlanden besucht werden). Einfach um die Welt reisen, ohne Plan, ohne Ziel. Dabei sahen sie so zufrieden aus und hatten dieses Glitzern in den Augen, dass ich alte Campinghasserin fast versucht bin, auch mal mit nem Bully oder sonstwas durch die Lande zu reisen. Aber, und das mag nun alle verblüffen, die mich wirklich gut kennen: Das dann vielleicht doch nicht allein. So etwas muss man teilen.
Die Abenteuer von Betty und Gerard sind es übrigens hier in ihrem Blog nachzulesen.
Noch ein spannender Mensch sorgte in den vergangenen Tagen für äußerst gute Gespräche und verplauderte mir die mögliche Einsamkeit, vor der ich mich nach Abreise eines weiteren spannenden Menschen so fürchtete: Eine Frau, Ende 40, die seit drei Jahren Medizin studiert – weil sie das immer schon wollte. Früher mal Tauchlehrerin gewesen, dazu extrem nett, lebensklug und menschenkennend. Danke für die schönen Abende, den geistigen und emotionalen Input und den gesammelten Spaß zusammen!