Christie Plackis hat die langen braunen Haare streng nach hinten gebunden und lächelt in die Kamera. Sie trägt einen schwarzen Neoprenanzug und hat die rechte Hand auf einer Vollgesichtsmaske abgelegt. Es sieht aus, als stünde da eine junge Frau neben einem Ausstellungsstück. Doch diese Maske ist nichts, was sich Christie Plackis nur anschaut. Es ist Teil ihrer Arbeitsausrüstung. Christie Plackis ist derzeit die einzige Frau der Tauchertruppe der US-Armee. Vor ihr schafften es nur drei weitere Frauen durch das harte Auswahlverfahren – die letzte von ihnen im Jahr 1982.
Christie Plackis sieht nicht so aus, wie man sich eine Frau vorstellt, die bei Fitnesstests die Männer reihenweise hinter sich lässt. Sie hat eine sportliche Figur, das Kreuz etwas breiter als das der Durchschnittsfrau – mit acht Jahren begann sie ihr Schwimmtraining, später jobbte sie als Schwimmlehrerin und Lifeguard. Wasser, das ist ihr Element. Die Augenbrauen sind gezupft, Plackis lächelt auf viele der Bilder, die es von ihr im Internet gibt, freundlich. Sie wirkt weder verbissen noch besonders hart. Aber genau das ist sie.
Als sie in die US-Armee eintrat, erfuhr sie, dass man sich dort zu Tauchern ausbilden lassen kann – und genau das wollte Plackis. Dass alles gegen sie sprach, weil sie eine Frau ist, nahm sie zwar zur Kenntnis, kümmerte sich aber nicht darum. Zu klein und schwach sei sie, hörte sie oft. Plackis motivierte das. Sie wollte Taucherin bei der Armee werden. Sie kämpfte darum. Geschenkt wurde der Amerikanerin dabei nichts, sie musste dieselben Fitness-Standards erfüllen wie ihre männlichen Kollegen. 500 Sit-ups waren eine der leichteren Übungen, spätestens bei den 100 Klimmzügen am Stück waren vor Christie Plackis die meisten Bewerberinnen gescheitert. Plackis trainierte und trainierte, schuftete Stunde um Stunde nach Feierabend im Fitnessraum – und erreichte letztlich nicht nur ihr Ziel, sondern motivierte auch nebenbei noch ihre Mitstreiter. Die – alle männlich – schauten Christie Plackis an und entschieden: Wenn die das schafft, dann schaffen wir das auch.
Beim finalen Schwimmtest zog Plackis auf der 500-Meter-Strecke, die sie in etwa neun Minuten und damit fünf Minuten unter der erforderlichen Zeitgrenze schwamm, an vielen der Männer vorbei. Spätestens da wurde aus Zweifel Respekt.