Wie immer 23

Ein neues Lebensjahr verspricht gut zu werden, wenn es mit einem Kuchen beginnt, dessen Verzierung perfekt zum Nagellack passt. Das ist ja gemeinhin bekannt.

Und so sitze ich froh grinsend und so frei wie seit Wochen nicht mehr auf der Terrasse vor meinem Zimmer in einem richtigen, also ganz echten, Hotel, in dem es Turndown-Service (nicht, dass man das brauchen würde, aber es ist so schön hotellig) und eine Minibar gibt, in dem Gäste für ihre Wäsche wiederbenutzbare Taschen statt Plastiktüten erhalten, und freue mich über die Überraschungstorte, die ich bekam, sowie darüber, dass deren giftgrüne Zuckerfettumrandung wunderbar mit dem Lack auf meinen Zehennägeln harmoniert, und das Pink mit ein bisschen gutem Willen auch ganz passabel zum korallefarbenen Tanktop aussieht. Wenn der Kuchen zum Outfit passt: Hallo – was bitte soll dann noch schiefgehen?

Zum Geburtstag habe ich mir Urlaub gegönnt. Drei Tage, auf der Ostseite. Das Meer ist hier rauer, das Tauchen zugiger. Ich bin weggefahren und dabei wieder bei mir angekommen. Wurde ja auch Zeit.

Es ist großartig, auf das Meer zu gucken, Nusa Penida, eine Insel mit tollen Tauchspots im Blick, mit den texanischen Nachbarn von der Terrasse nebenan, die gerade Urlaub vom Urlaub machen, wie sie erklären, Small Talk zu halten, die Wellen zu hören, die hier stattliche Geräusche machen, so wie Wellen das grundsätzlich tun sollten, wenn sie das Land erreichen, den leicht räucherstäbchengeschwängerten warmen Geruch dieser Insel zu inhalieren und zu denken: Schon ganz gut, mein Leben.

Am rechten Handgelenk trage ich übrigens gerade jenes kleine silberne Armband, das ich vor genau einem Jahr geschenkt bekam, als es am Geburtstag auf die Malediven ging. Reisen beim Älterwerden liegt mir, und das Tolle ist ja, dass es noch so viel zu sehen gibt rund um den Globus. Da ich vorhabe, noch sehr, sehr oft wie immer 23 zu werden, freue ich mich also auf die Weltengeburtstage, die da kommen werden, denn das alles ist die Kirsche auf der Sahnetorte meines Lebens.

Der Kuchen schmeckt übrigens deutlich weniger bunt als er aussieht. Und nicht mal nach Reis!