Den deutschlandsommerleiderprobten Menschen mögen an dieser Stelle die Tränen in die Augen schießen, aber es ist wie es ist: Auf der Südhalbkugel ist Winter. Und wie hier Winter ist. Gefühlt ist der indonesische Winter deutlich kälter als der deutsche.
Beim Tauchen fror ich heute erbärmlich. Das Meer ist bereits um ein Grad abgekühlt und hat nun nur noch 29. Man muss das in Relation setzen: 29 Grad hier sind viel kälter als 29 Grad in Europa. Es ist eisig, ehrlich wahr.
Zudem gab es in der Oberflächenpause zwischen zwei Tauchgängen auch noch Wind. Da saß ich also, gänsebehautet in ein Strandlaken gehüllt in dem, was sich wärmende Sonne schimpft, und zitterte vor mich hin. Der Körper will Hitze, da kennt er nix. Wenn die Besucher abends im Trägerkleidchen beim Abendessen aufkreuzen, sitze ich in langer Hose und mit Langarmshirt da, an manchen Abenden bereits mit Halstuch und Softshelljacke. Das Phänomen der Hitzeadaption ist ein wunderliches, aber seit dem Oman ist meine Welt wirklich deutlich kälter als die des Durchschnittsmenschen.
Als ich nach zwei Tauchgängen bibbernd nach einem heißen Tee verlangte, starrte man mich an: „Your lips are blue.“ Das erinnert an die Kindertage im Schwimmbad, als man bereits blaulippig mit den Zähnen klapperte, aber jede Frage der Mutter, ob einem kalt sei, vehement verneinte, bis man elterlich fordernd aus dem Becken kommandiert wurde.
Inzwischen ist man selbstredend ungemein vernünftiger. Wenn es also noch ein Grad kälter werden sollte, das Meer, dann packe ich freiwillig die Neopren-Eisweste aus. Oder direkt den Siebenmillimeter. 28 Grad. Wer bitte soll das aushalten?